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< 09|09> | aus: "Der Stand der Dinge. Bruckhausen #2", fortlaufende Dokumentation seit 2011 | ||
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Die Besonderheiten des von der Montanindustrie geschaffenen Duisburger Arbeiterstadtteils Bruckhausen war Thema einer Untersuchung, die Theorie und Praxis 2005 im Rahmen eines halbjährigen Projektes durchgeführt hat. Kehre ich heute in den Stadtteil zurück, so sind deutliche Veränderungen unübersehbar: inmitten des „Bruckhausener Zentrums“ klaffen Brachen wie Zahnlücken in den Strassenzügen der Gründerzeit. Bruckhausen ist u. a. für die Stadt Duisburg ein Stadtteil mit „komplexer Problemlage“(1) und wird seit gut zehn Jahren von Stadt, Land, Bund und Europäischer Union durch das Strukturentwicklungsprogramm „Soziale Stadt“ gefördert. 2007 wurden schliesslich umfassende städtebauliche Sanierungsmaßnahmen beschlossen: das Projekt „Grüngürtel Duisburg Nord“, das neben Bruckhausen auch Beeck und Marxloh umfasst, soll einen „Erholungspuffer“ zwischen dem emissionsstarken Stahlwerk von Thyssen Krupp Steel und dem Stadtteil (genauer: dem Rest des Stadtteils, denn errichtet wird er, wo zur Zeit noch Wohnbebauung steht) schaffen. Die Stadt Duisburg verspricht sich eine Verbesserung von Image und Lebensqualität. Bruckhausen leidet unter Leerstand, eine Belebung der Raumnachfrage scheint nicht mehr realisierbar, die Flächensanierung die einzige Möglichkeit, um der voranschreitenden „Devastisierung“ (2) entgegenzutreten. Flächensanierung meint den großflächigen Abriss von Altbausubstanz, im konkreten Fall den Rückbau des halben Stadtteils, ca. 175 Häuser mit insgesamt 500 Wohnungen. Einen vergleichbaren städtebaulichen Kahlschlag hat es seit Jahrzehnten bundesweit nicht mehr gegeben, die neue Rasenfläche wird allerdings nicht von allen freudig begrüßt. „Eine fast singuläre baugeschichtliche Bedeutung“ bescheinigt der ehemalige NRW-Städtebauminister Christoph Zöpel dem Stadtteil, viele andere Stadtplaner und auch lokale Akteure kritisieren die Zerstörung eines der wenigen nach Krieg und Flächensanierung in den 60er und 70er Jahren übrig gebliebenen städtebaulichen Zeugnisses für das enge Neben- und Miteinander eines bedeutenden Montanwerks und eines von dessen Besitzern geschaffenen Arbeiterstadtteils. Meine geplante fotografische Auseinandersetzung mit Bruckhausen soll im Besonderen auf Dekonstruktion und Defunktionalisierung städtischen Raums eingehen. Sie wird dokumentieren, wie Schicht um Schicht eines historischen Stadtteils abgetragen wird. Die Geschichte des Stadtteils, der Region und einer von einer inzwischen überkommenen Produktionsweise dominierten Lebenswelt wird in dieser Durchstreichung, dem Zumauern, Zunageln und Abreissen sichtbar, und ihr Funktionsdefizit für unsere gesellschaftliche Gegenwart damit erkennbar. (1) http://www.duisburg.de/micro/ggn/ |